In den Beiträgen zum Thema Stilrichtungen ging es meist um Stile, die relativ leich in den Kleiderschrank zu integrieren sind – romantisch, lässig, das schwierigste war eventuell der Boho-Stil.
Letztens erreichte mich aber eine Mail in der die Frage aufkam, wie man einen relativ schwierigen Stil zu seinem eigenen persönlichen Style hinzufügen kann. Die Frage drehte sich konkreter um Rockabilly und den amerikanischen 50ger Style. Ich möchte euch heute einige Tipps geben um schwierigere Stile trotzdem für den Alltag tragbar zu machen.
1. Pinnwand erstellen und analysieren
Ich würde jedem raten, der sich für einen schwierigen Stil interessiert genug Material zu sammeln. Solltet ihr auf Rockabilly oder Punk etc. stehen, geht zu Pinterest, macht euch einen Account auf und sammelt alles was euch gefällt auf einer Pinnwand. Ihr könnt natürlich auch einfach so googeln und die Bilder in einem Ordner sammeln.
Sammelt am besten über mehrere Tage und am Ende der Woche schaut ihr nochmal durch und löscht Bilder, die euch vielleicht doch nicht mehr ansprechen.
Danach analysiert ihr die Bilder Stück für Stück. Nehmt euch einen Zettel zur Hand und stellt euch folgende Fragen:
- Welche Kleidungsstücke tauchen immer wieder auf?
- Welche Accessoires/Frisuren werden häufig getragen?
- Welche Silhouette haben die Outfits? Welche Outfit Formeln könnt ihr erkennen?
- Welche Muster?
Ich werde das Ganze jetzt mal für die 50ger Jahre/ Rockabilly machen (dafür konnte ich alleine schon diese Grafik ganz gut nutzen):
- Lederjacken, (Riemchen-)Pumps, hochgeschnittene Skinnyjeans, Petticoat, Rot und Schwarz als Farbe,
- Roter Lippenstift, Bandana Band in den Haaren, schwarze Haare, Gürtel an der Taille!
- oft Corsagen-Tops + Petticoat (eng oben + weit ab Taille), aber auch eng oben + eng ab Taille (Corsage + Skinny Jeans), immer aber eine betonte Taille
- Punkte, rot und schwarz, Streifen
2. Welche Elemente kommen für mich in Frage?
Diese zweite Frage ist unheimlich wichtig. Nun wo ihr alles zu dem gewünschten Stil zusammengetragen habt – so ähnlich wie ich es für jeden Stil in meiner Kleidungsstil Serie – müsst ihr entscheiden in was ihr euch selbst verkleidet fühlen würdet und worin ihr euch gut und selbstbewusst fühlen würdet.
Beispiel Rockabilly:
Ein Petticoat wäre für mich als Jeansliebhaberin ein zu krasser Schritt, aber eine hoch geschnittene schwarze Skinny-Jeans? Klar! Roter Lippenstift wäre ebenfalls ein guter Anfang. Das Bandana-Tuch wäre mir schon wieder zu viel. Gestreifte T-Shirts hingegen? Habe ich eh!
Ihr seht worauf es hinausläuft. Am besten ihr streicht auf eurem Zettel erstmal alles durch, was euch zu krass erscheint und schaut was übrig bleibt.
3. Fügt kleine Dosen dieses Stils in euren Kleiderschrank ein und experimentiert
Ein guter Startpunkt ist immer auch nach Jeans-Outfits zu suchen. Die meisten Frauen besitzen eine Jeans und Looks mit Jeans wirken oft nicht so nach ‚Verkleidung‘ weil eben jeder eine Jeans kennt. Googelt also nach „[euer gewünschter Stil] + Jeans + Outfit“. Speichert was euch gefällt und analysiert was ihr für den Look bräuchtet.
Beispiel Rockabilly:
So würdet ihr Beispielsweise für den 50ger Style über diesen Look stolpern. Und alles was ihr dafür bräuchtet wäre ein enges weißes T-Shirt, ein Paar Pumps, eine sehr hoch geschnittene dunkle Skinny Jeans und roten Lippenstift. Wem dieses Outfit noch nicht genug 50ger ist, der nehme noch eine Lederjacke und einen roten Gürtel um die Taille zu betonen. So kann man das Level dieses Stils noch anheben (so wie in diesem Outfit).
Besorgt euch die Teile und zeiht die Sachen an, am besten zum Wochenende in die Stadt oder zu Freunden, bei denen ihr euch wohl fühlt. Experimentiert herum und schaut, was euch gefällt und was nicht. Behaltet das, was euch gefällt und nehmt es als Ausgangspunkt für weitere Recherchen bei Pinterest.
Was euch zu viel vorkam lasst weg und das wichtigste: habt Spaß mit diesem Stil und dem Herumprobieren!
4. Sucht euch Musen und folgt Ihnen
Während eurer Recherche seid ihr wahrscheinlich schon auf Leute gestoßen, die immer und immer wieder auftauchen. Blogger oder Berühmtheiten, die diesen Stil ebenfalls ausleben. Versucht die Namen irgendwie herauszufinden, bei Pinterest gibt es drei Möglichkeiten; entweder es steht in der Beschreibung des Pins, oder wenn ihr auf den Pin klickt werdet ihr zum Blog/Instagram weitergleitet oder wenn ihr euch den Pin in voller Größe anschaut könnt ihr weiter nach unten scrollen und bekommt weiterer ähnliche Vorschläge denen ihr eventuell irgendwo den Namen entnehmen könnt.
Beispiel Rockabilly:
Die Dame, die uns die Inspiration für das Jeans-Outfit gegeben hat heißt zum Beispiel Abbey Karson und hat auch einen Blog „Life in Red Lipstick“. So kann man gezielter nach tragbaren 50ies Outfits suchen.
Wobei Abbey Karson mittlerweile eher in die 70ger Richtung geht, aber bei Pinterest finden sich mit Ihrem Namen noch viele schöne Rockabilly Alltags-Looks.
5. Fragt euch, ob ihr euch wirklich damit wohl fühlt!
Zu guter Letzt möchte ich diesen Punkt nocheinmal ansprechen. Es gibt Stilrichtungen in der Mode, die ich als Außenstehende total toll finde, ich mag sie aber eben nur an anderen. Rockabilly ist so ein Ding für mich. Ich finde den Stil super cool; tättowierte Frauen, mit tollen Frisuren und 50ger Petticoatkleidern, absolut magisch.
Aber ich würde diesen Stil persönlich niemals tragen. Ich bewundere ihn aus der Ferne und das ist auch ok. Genauso ok ist es sich von Kopf bis Fuß so zu kleiden. Das wichtigste ist: fühlt ihr euch darin wohl, habt ihr das Gefühl dieser Stil bereichert euer Leben oder ist er hinderlich für euch? Denn darauf kommt es am meisten an: dass ihr euch besser in euren Kleidungsstücken fühlt und nicht schlechter!