Warum ich mein Gesicht nicht zeige

Ich hatte einen Stalker.

Ich habe mir oft überlegt wie ich diesen Post anfange, wie ich es ausdrücken soll, warum ich euch nicht mehr von mir zeige. Aber die einzige Art das zu erklären ist mit der unangenehmen Wahrheit: ich wurde gestalkt und das schon lange vor diesem Blog.

Ich hab immer gedacht, dass nur berühmte Persönlichkeiten in eine derartige Situation kommen. Ich hätte auch nie für möglich gehalten wie gelähmt man sich fühlt, wie allein und dass man sich selbst die Schuld gibt dafür Opfer geworden zu sein. Ich habe hundert mal in meinem Kopf alle Situation der Begegnungen durchgespielt und mich gefragt was ich hätte anders machen können. Natürlich völlig zwecklos. Am Ende ist nur der Täter selbst verantwortlich für das, was er macht!

Aber vielleicht hole ich noch ein bisschen weiter aus. Es war während des Studiums und er ein Kommilitone. Ich kannte ihn eigentlich gar nicht, nur vom sehen, hab vielleicht insgesamt in 5 Jahren 3 mal mit ihm gesprochen. Und trotzdem hat er sich in den Kopf gesetzt, dass ich die Frau seiner Träume bin.
Genauer darauf eingehen möchte ich nicht, weil diese Geschichte für mich abgeschlossen ist. Ich habe ihn angezeigt, nachdem er mich auf einem Uni-Fest beleidigt und mit einer Bierflasche angegriffen hat. Er wurde wegen Beleidigung verurteilt und hält sich seitdem fern von mir. Ich möchte das ganze auch nicht weiter ausführen, weil es sich bei mir um einen eher schwachen Fall von Stalking handelte – wie ich bei der Hilfsstelle des Weißen Rings erfuhr – und ich es ungerecht den Opfern gegenüber finde, die es noch viel schlimmer erwischt hat als mich.
Das einzige was ich sagen möchte ist: ich möchte niemandem mehr die Macht über mich und über Bilder von mir geben. Ich möchte die Kontrolle über meine Privatsphäre behalten, aber ich möchte eben auch Bloggen.

Bloggen ohne Gesicht?

Ich hatte immer das Gefühl das beides nicht möglich ist. Masha Sedgwick kannte ich zum Beispiel noch bevor ich auch nur einmal auf ihren Blog geklickt hatte, weil sich ihre Fotos mit ihrem Ex-Freund zu tausenden bei Tumblr und Pinterest finden lassen ohne einen Link zu ihrem Blog. Ich persönlich finde das gruselig, für andere ist es wahrscheinlich nicht schlimm.
Im Gegenteil, für andere ist das ein erstrebenswerter Zustand, das erklärte Ziel im Internet berühmt zu sein. Ich war aber noch nie der Typ für Selfies. Ich hatte einige Freundinnen die immerzu tausende Fotos von sich machten und das noch bevor Handys Frontkameras hatten. Dafür war und bin ich einfach nicht gemacht. Vielleicht bin ich auch nicht mutig genug um einen Blog auf die konventionelle Art zu führen, aber ich liebe eben dieses Medium und wollte irgendwann auch aktiv daran beteiligt sein.

Der Kompromiss ist euch an meinem Leben, meinen Erlebnissen und Outfits teilhaben zu lassen ohne euch mein Gesicht oder auch meinen genauen Aufenthaltsort zu zeigen. Den Leserzahlen nach zu urteilen, stört das kaum jemanden von euch und dafür möchte ich euch danken.

Privatsphäre vs. Social Media

Es ist wichtig, dass auch Instagram Persönlichkeiten darüber nachdenken, dass nicht jeder es gut meint auf dieser Welt. Erst letztens hat Farina von Novalanalove bei Snapchat angesagt, wo sie am Abend feiern gehen wird. Ich halte das für gefährlich und das nicht erst seit dem Überall auf Kim Kardashian. Vielleicht bin ich eine Pessimistin und natürlich soll man sein Leben nicht von solchen Gedanken bestimmen lassen. Trotzdem ist eine gesunde Skepsis nicht unangebracht. Im Endeffekt muss aber jeder selber entscheiden wie er mit den digitalen Medien und seiner Privatsphäre umgehen will. Und ich habe mich für diesen Weg entschieden.

Ich möchte in diesem Zuge auch einmal die Organisation „Weißer Ring e.V.“ erwähnen und auch aktiv Supporten. Diese Organisation stand mir zur Seite und auch wenn sie nicht viel tun konnten, haben mir die Informationen und Gespräche dennoch sehr geholfen.

Ganz wichtigist mir außerdem noch: Ich möchte mit diesem Post kein Mitleid erhaschen, sondern nur erklären woran es liegt, dass ich nicht alles mit jedem teilen möchte.

4 thoughts on “Warum ich mein Gesicht nicht zeige

  1. Ich finde es sehr mutig, uns diesen Einblick in dein Privatleben gewähren zulassen. Im gleichen Atemzug möchte ich erwähnen das ich diese Erklärung nicht für nötig fand. Ich glaube jeder kann in der heutigen Welt verstehen wenn mein sein Gesicht und Privatleben unter Beschluss halten möchte. Persönlich würde ich genauso vor gehen.
    LG Alica

    1. Das ist sehr nett Alica, danke für deinen Kommentar! Ich wollte diesen Post auch nicht aus Rechenschaft schreiben, sondern darauf aufmerksam machen, dass ein Blog nicht immer gleich bedeutet alles von sich Preis geben zu müssen.
      Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass ich mich fürs Bloggen aber nur zu meinen Bedingungen entschlossen habe.

      Lg Anne

  2. Ich halte deine Entscheidung für richtig und absolut nachvollziehbar! Ich selbst habe auch schon darüber nachgedacht, es aber nie wirklich als „schlimm“ erachtet, mein Gesicht bei Instagram hin und wieder in Form eines Selfies zu zeigen. Aber bisher ist mir auch noch „nichts“ passiert. Ich denke, wenn das der Fall wäre, würde ich auch das sofort ändern. Denn ganz ehrlich? Wie oft hört man auch von Identitätsraub? Es gibt Leute da draußen, die nehmen deine Fotos, mit deinem Gesicht drauf, und stellen einen ganz anderen Menschen zur Schau, indem sie ihre Gedanken unter das Foto setzen. Das ist gruselig! Und dann kommt das Phänomen, dass man in die „Ach, lieber nicht zu viel drüber nachdenken“-Phase verfällt. Aber eigentlich ist es sinnvoll, sich mit den Risiken eines öffentlichen Webauftrittes auseinanderzusetzen. Leute, die ihren genauen Aufenthaltsort preisgeben, sagen, wo sie hin gehen, wann sie verreisen, etc. halte ich für extrem leichtsinnig. Wenn ich mal einen Standort-Tag verwendet habe, z.B. für ein Konzert oder den Urlaub, habe ich immer darauf geachtet, das zu tun, wenn ich diesen Ort wieder verlassen hatte (bei Urlaub immer erst, wenn ich wieder Zuhause war) und quasi „nie wieder komme“ :D. Man muss heutzutage wirklich aufpassen, was man im Netz teilt und ich finde, sein Gesicht zu verbergen ist äußerst legitim. Außerdem bist du ja eine Mode-Bloggerin. Wärst du jetzt im Bereich Beauty unterwegs hätte ich vielleicht gesagt: „Hmmmm, Anne, überleg dir das doch nochmal mit dem Gesicht verbergen“ :D

    In diesem Sinne: Schönes Wochenende :)

    LG Jasmin

    1. Haha, ja als Beautybloggerin wird das schwierig! Auch bei Youtube ist das nicht ganz so einfach ;)
      Danke dir auf jeden Fall für deinen Kommentar und das mit den Standorten machst du ganz richtig! So mache ich das auch immer, oder eben ganz allgemein: sollen die mich erstmal im Großraum Lissabon finden. Hehe.

      Lg Anne

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